Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) vom 1. Januar 2014 • Von Helge Treichel
"Hannah, zum Dritten"
Die Bergfelder Illustratorin und Grafikdesignerin Elinor Weise stellt die zweite Fortsetzung ihres Kinderbuches vor
BERGFELDE| Gern denkt Elinor Weise an ihre Kindheit in Gera und besonders an die Märchenstunden mit der alten Frau aus der Nachbarschaft zurück: Nach jeder Geschichte durften die Kinder Bilder zum Gehörten malen. „Das hat sehr geprägt“, sagt die Bergfelder Grafikdesignerin. Gerade hat sie die dritte Ausgabe eines Kinderbuches vorgestellt, in dem das kleine Mädchen Hannah mit seinen vier kecken Zöpfen die Hauptrolle spielt.
„Hannah wünscht sich ein Haustier“, lautet der Titel der aktuellen Ausgabe. Darin wird nacheinander durchgespielt, welches Tier sich das Mädchen wünscht. Einen Vogel Strauß? Einen Löwen? Ein Känguru? Pinguine? Oder einen Affen? – Neun verschiedene Arten, neun lustige Bilder, die jeweils eine eigene Geschichte erzählen. Am Ende ist es ein ganz kleines, unscheinbares Fellknäuel, das Hannah im Arm hält.
Nach diesem Grundmuster ist schon das erste Buch aufgebaut, das 2010 erschien. „Ich bin die Hannah. Wie nennt mich meine Mama, wenn sie mit mir kuscheln möchte?“, lautet darin die Frage. Auf jeder Seite wird ein anderer Name bebildert: Plusterbacke, Trampeltier, Naschkatze, Faulpelz, Schmierfink, Kichererbse oder Krümelmonster. Das mündet in einen harmonischen, liebevollen Abschluss – Hannah wird zur Kuschelmaus. Das gilt auch für das zweite Buch, in dem nach dem liebsten Versteck von Hannah gesucht wird. Alle drei Bände sind im Leipziger Kinderbuchverlag (leiv) erschienen.
Idee, Text, Illustration, Layout – Elinor Weise macht alles selbst. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagt sie und spricht von „meinem Buch“. Zugleich ist es ein Entwicklungssprung, denn viele Jahre lang hat sie ausschließlich die Werke anderer illustriert. Bücher, Hörspielschallplatten, sogar den Bummi-Kalender von 1990. „Ob den allerdings noch jemand gekauft hat, weiß ich nicht“, sagt sie. Die Wende bedeutete einen dramatischen Karriereknick für die Freiberuflerin. Die in der DDR preisgekrönte Illustratorin und Grafikdesignerin absolvierte eine Weiterbildung zur Webdesignerin, war von 1995 an drei Jahre in einem Wirtschaftsberatungsunternehmen angestellt – als Verantwortliche für PR und Werbung. Erst zur Jahrtausendwende fasste sie wieder langsam Fuß in ihrem ursprünglichen Tätigkeitsfeld. Der Autor Bodo Schulenburg vertraute ihr die Illustration mehrerer seiner Bücher an.
1999 kam noch ein zweites berufliches Standbein hinzu, das ihr viel Freude bereitet. An einer Berufsfachschule unterrichtet sie heute Sozialassistenten und Erzieher im musischen und kreativen Bereich. Und weil ihr die 75-Prozent-Stelle nicht mehr so viel Freiraum lässt, freut sie sich um so mehr auf ihre Ferienprojekte. Eins davon ist Hannah. „Ich spüre dann immer eine große Sehnsucht nach Farben und Pinseln“, sagt Elinor Weise. „Das ist ein großer Antrieb.“
Ihr künstlerisches Universum beherbergt neben vielen anderen Figuren auch einen echten Lokalhelden und Umweltaktivisten: Max, den Dachs. Den hat sie als Maskottchen entworfen, als Straßenbaupläne des Landes das nahe Herthamoor in Gefahr brachten. Sie schloss sich jener Bürgerinitiative an, die das Projekt zu Fall brachte. Nebenbei machte sie noch eine andere wohltuende Erfahrung: Die Bergfelder Nachbarschaft rückte zusammen. Obwohl sie bereits seit 17 Jahren hier wohnt, lernte sie viele erst im Zuge der Proteste kennen. Und dass es das Max-Kostüm 2011 als Beispiel für bürgerschaftliches Engagement sogar bis ins Deutsche Historische Museum nach Berlin schaffte, macht die Schöpferin besonders stolz.
Apropos: Neben Hannah und Max hat Elinor Weise auch noch zwei echte Kinder, die sehr nach ihrem Geschmack geraten sind. Sohn Georg Weise hat Ende November in Frankfurt (Oder) eine Ausstellung mit Malerei, Plastiken und Zeichnungen eröffnet („Erste Liebe“). Tochter Sophie Weise betreibt mit Erfolg "Ganz in Weise", ein Studio für Hochzeitsfotografie.
www.elinorweise.de
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